„Trump-Effekt“ beschleunigt den Wechsel zu DSGVO-konformen Cloud-Lösungen in Europa

DSGVO-konforme Cloud-Lösungen: Wie Nextcloud und Private Cloud-Anbieter vom Trump-Effekt profitieren

Inhaltsverzeichnis ⇓

1. Einleitung: Der Aufstieg DSGVO-konformer Cloud-Lösungen in Europa

In der sich ständig wandelnden Landschaft der digitalen Technologien zeichnet sich seit Anfang des Jahres ein bemerkenswerter Trend ab: Europäische Cloud-Anbieter, die DSGVO-konforme Lösungen anbieten, verzeichnen einen beispiellosen Anstieg der Nachfrage. Während die Dominanz amerikanischer Tech-Giganten wie Amazon Web Services, Microsoft Azure und Google Cloud jahrelang unangefochten schien, führen nun geopolitische Spannungen und wachsende Datenschutzbedenken zu einer signifikanten Verschiebung im Cloud-Markt. Besonders Private Cloud-Lösungen und Open-Source-Alternativen wie Nextcloud profitieren von dieser Entwicklung.
Dieser Wandel wird zunehmend als “Trump-Effekt” bezeichnet – ein Phänomen, das die weitreichenden Auswirkungen der aktuellen US-Politik unter Präsident Donald Trump auf die globale Technologielandschaft beschreibt. Unternehmen, Behörden und sogar Privatpersonen in Europa und überraschenderweise auch in den USA selbst suchen verstärkt nach Alternativen zu amerikanischen Cloud-Diensten, die oft nicht vollständig DSGVO-konform sind. Die Sorge vor Handelskonflikten, Zöllen und potenzieller Wirtschaftsspionage treibt diese Entwicklung voran und schafft eine historische Chance für europäische Anbieter von Private Cloud-Lösungen. Die Zahlen sprechen für sich: Deutsche Cloud-Unternehmen wie Nextcloud berichten von einer Verdreifachung der Anfragen, während der Schweizer Anbieter Infomaniak ein Wachstum von über 30 Prozent bei europäischen Kunden und sogar 36,6 Prozent bei US-Nutzern verzeichnet. Diese Entwicklung ist mehr als nur ein vorübergehender Trend – sie könnte den Beginn einer grundlegenden Neuordnung des digitalen Marktes markieren, in dem DSGVO-konforme Cloud-Dienste zum neuen Standard werden.

In diesem Blogbeitrag beleuchten wir die Hintergründe des “Trump-Effekts”, analysieren die treibenden Kräfte hinter dem Aufschwung europäischer Cloud-Anbieter und untersuchen die Chancen und Herausforderungen, die sich daraus ergeben. Wir werfen einen Blick auf die beeindruckenden Wachstumszahlen von Nextcloud und anderen Anbietern, die Stärken und Schwächen europäischer Private Cloud-Dienste und geben Handlungsempfehlungen für Unternehmen, die ihre Cloud-Strategie unter Berücksichtigung der DSGVO überdenken möchten.

2. Der “Trump-Effekt”: Warum Unternehmen auf europäische Cloud-Dienste umsteigen

Der Begriff “Trump-Effekt” hat in den letzten Monaten in der Tech-Branche eine ganz eigene Bedeutung erlangt. Raymond Alves, Gründer des europäischen Kartendienstes Digital Earth, prägte diesen Ausdruck, um den aktuellen Trend der verstärkten Nachfrage nach europäischen Cloud-Diensten zu beschreiben. Doch was genau verbirgt sich hinter diesem Phänomen? Im Kern beschreibt der “Trump-Effekt” die unbeabsichtigten Konsequenzen der isolationistischen Wirtschaftspolitik des US-Präsidenten Donald Trump für den globalen Technologiemarkt. Seit seinem Amtsantritt im Januar 2025 hat Trump eine Reihe von protektionistischen Maßnahmen eingeleitet, die darauf abzielen, amerikanische Unternehmen zu bevorzugen und ausländische Konkurrenz zu benachteiligen. Besonders die Androhung und teilweise Umsetzung von Importzöllen hat weltweit für Unsicherheit gesorgt und Unternehmen dazu veranlasst, ihre Abhängigkeit von US-Diensten zu überdenken.

Die Auswirkungen dieser Politik sind vielschichtig. Einerseits führen die direkten wirtschaftlichen Konsequenzen wie steigende Kosten und Handelsunsicherheiten zu einer Neuausrichtung von Geschäftsbeziehungen. Andererseits – und dies ist möglicherweise noch bedeutsamer – hat die aggressive Rhetorik und unberechenbare Politik der Trump-Administration ein tiefes Misstrauen gegenüber US-amerikanischen Technologieunternehmen gesät. Die Befürchtung, dass die US-Regierung Druck auf heimische Unternehmen ausüben könnte, um Zugriff auf in der Cloud gespeicherte Daten zu erhalten, ist keine bloße Spekulation mehr, sondern wird als reales Risiko
wahrgenommen.

Frank Karlitschek, CEO des deutschen Cloud-Anbieters Nextcloud, bringt einen besonders beunruhigenden Aspekt ins Spiel: die Sorge vor Wirtschaftsspionage. Er befürchtet, dass die US-Regierung die in amerikanischen Clouds gespeicherten Daten als “Faustpfand” in internationalen Verhandlungen oder Handelskonflikten einsetzen könnte. Diese Befürchtung wird durch die zunehmend aggressive Wirtschaftspolitik der USA genährt, die digitale Informationen als strategische Ressource betrachtet.

Die Zollpolitik der Trump-Administration hat zudem direkte Auswirkungen auf die Kosten digitaler Dienste. Obwohl Cloud-Services nicht unmittelbar von physischen Importzöllen betroffen sind, könnten digitale Dienstleistungen in Zukunft durch spezielle Abgaben belastet werden. Die EU erwägt bereits entsprechende Gegenmaßnahmen nach der 90-tägigen Aussetzung von Importzöllen seitens der USA. Eine solche “Digitalsteuer” würde die Nutzung amerikanischer Cloud-Dienste verteuern und den Wechsel zu europäischen Alternativen wie Private Cloud-Lösungen weiter beschleunigen.

Die Veränderung der politischen Landschaft in den USA hat auch das Vertrauen in die Stabilität und Verlässlichkeit amerikanischer Technologieunternehmen erschüttert. Während diese Unternehmen traditionell als politisch neutral und primär profitorientiert wahrgenommen wurden, wächst nun die Sorge, dass sie zunehmend als verlängerter Arm der US-Regierung agieren könnten – sei es freiwillig oder unter Zwang. Diese Wahrnehmung wird durch die enge Verflechtung zwischen Silicon Valley und Washington verstärkt, die in den letzten Jahren deutlicher zutage getreten ist.

Der “Trump-Effekt” ist somit mehr als nur eine kurzfristige Reaktion auf aktuelle politische Entwicklungen. Er markiert einen potenziellen Wendepunkt in der globalen Technologielandschaft, der die jahrzehntelange Dominanz amerikanischer Tech-Unternehmen in Frage stellt und neue Möglichkeiten für europäische Anbieter eröffnet. Was als unbeabsichtigte Folge einer protektionistischen Wirtschaftspolitik begann, könnte sich zu einem nachhaltigen Trend entwickeln, der die digitale Souveränität Europas stärkt und die Machtverhältnisse im globalen Tech-Sektor neu definiert.

3. DSGVO und digitale Souveränität: Warum Datenschutz zum Wettbewerbsvorteil wird

Während der “Trump-Effekt” als Katalysator für den aktuellen Boom europäischer Cloud-Anbieter wirkt, liegen die tieferen Ursachen dieser Entwicklung in den fundamentalen Unterschieden zwischen dem europäischen und amerikanischen Verständnis von Datenschutz und digitaler Souveränität. Diese Unterschiede haben sich in den letzten Jahren zu einem strukturellen Spannungsfeld entwickelt, das durch die aktuelle geopolitische Situation nur noch verstärkt wird. Die Europäische Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO), die 2018 in Kraft trat, hat weltweit Maßstäbe im Bereich des Datenschutzes gesetzt. Sie garantiert EU-Bürgern weitreichende Rechte über ihre persönlichen Daten und verpflichtet Unternehmen zu einem verantwortungsvollen Umgang mit diesen Informationen. Ein zentraler Aspekt der DSGVO betrifft den Transfer personenbezogener Daten in Drittländer – insbesondere in die USA. Dieser Datentransfer ist nur zulässig, wenn im Zielland ein angemessenes Datenschutzniveau gewährleistet ist, was bei vielen Public Cloud-Diensten nicht der Fall ist.

Hier liegt ein grundlegendes Problem: Die rechtlichen Rahmenbedingungen in den USA erlauben Behörden und Geheimdiensten weitreichende Zugriffsmöglichkeiten auf gespeicherte Daten, auch wenn diese europäischen Bürgern oder Unternehmen gehören. Der US CLOUD Act (Clarifying Lawful Overseas Use of Data Act) von 2018 verpflichtet amerikanische Unternehmen sogar explizit, US-Behörden Zugang zu Daten zu gewähren – unabhängig davon, wo diese physisch gespeichert sind. Diese Gesetzgebung steht in direktem Konflikt mit den Grundprinzipien der DSGVO und macht Private Cloud-Lösungen europäischer Anbieter besonders attraktiv. Um diesen Konflikt zu lösen, wurde im Juli 2023 ein Angemessenheitsbeschluss zwischen der EU und den USA verabschiedet, das sogenannte “Transatlantic Data Privacy Framework” (DPF). Dieses Abkommen sollte einen rechtssicheren Rahmen für den transatlantischen Datentransfer schaffen und enthält einige verbindliche Garantien der USA, um einen angemessenen Schutz für die Daten europäischer Bürger zu gewährleisten. Doch wie der Spiegel berichtet, ist dieses Abkommen nun in Gefahr: Im Januar 2025 entließ Präsident Trump drei von fünf Mitgliedern des Privacy and Civil Liberties Oversight Board (PCLOB), jener Kontrollinstanz, die den Behördenzugriff auf europäische Daten überwachen soll. Damit ist dieses Gremium nicht mehr beschlussfähig und die DSGVO-Konformität amerikanischer Cloud-Dienste erneut in Frage gestellt.

Die Konsequenzen eines Scheiterns des Datenabkommens wären gravierend. Der Bundesverband der deutschen Industrie (BDI) warnt im Handelsblatt vor “verheerenden Folgen” für Unternehmen und Bürger in Europa. Der österreichische Jurist und Datenschutzaktivist Max Schrems geht noch weiter und erklärt in der Süddeutschen Zeitung: “Wenn das passiert – und die Chance dafür ist hoch –, ist es in der EU illegal, Daten in eine US-Cloud zu geben.” Angesichts der Tatsache, dass Cloud-Dienste wie Microsoft 365, Amazon Web Services oder Google mit einem geschätzten Marktanteil von 70 Prozent die europäische IT-Infrastruktur dominieren, wäre dies ein erhebliches Problem.

Neben den rechtlichen Bedenken wächst auch die Sorge vor Wirtschaftsspionage und politischer Erpressbarkeit. Nina-Sophie Sczepurek von Leitzcloud by vBoxx berichtet, dass Kunden klar kommunizieren, “dass sie von amerikanischen Produkten weg wollen.” Frank Karlitschek von Nextcloud bringt die Befürchtung ins Spiel, die US-Regierung könnte die in den Clouds gespeicherten Daten als “Faustpfand” einsetzen. Diese Sorge ist nicht unbegründet: Wie der IT- und Geheimdienstexperte Bert Hubert gegenüber dem Schweizer Magazin republik.ch erklärt, hat “die US-Regierung die Möglichkeit, auf viele Politikermails in Europa zuzugreifen.” Vor diesem Hintergrund gewinnt das Konzept der digitalen Souveränität zunehmend an Bedeutung. Digitale Souveränität beschreibt die Fähigkeit eines Staates oder einer Staatengemeinschaft, im digitalen Raum selbstbestimmt zu handeln und unabhängig von externen Einflüssen zu bleiben. Für Europa bedeutet dies konkret, die Abhängigkeit von außereuropäischen – insbesondere amerikanischen – Technologieanbietern zu reduzieren und eigene digitale Infrastrukturen und Private Cloud-Dienste aufzubauen.

Erste Schritte in diese Richtung sind bereits erkennbar. Das Bundesland Schleswig-Holstein setzt beispielsweise auf digitale Souveränität mit offener Software statt US-Diensten. Doch wie Hubert betont, reicht dies allein nicht aus: “Die einfachen Internetnutzer wollen ein Möbel, nicht das Holz zum Selberbauen.” Mit anderen Worten: Für echten Datenschutz und digitale Souveränität braucht Europa benutzerfreundliche Alternativen zu den dominanten US-Diensten – und genau hier liegt die große Chance für europäische Cloud-Anbieter wie Nextcloud in der aktuellen Situation.

4. Nextcloud und Co.: Europäische Cloud-Anbieter verzeichnen Rekordwachstum

Die Auswirkungen des “Trump-Effekts” auf den europäischen Cloud-Markt lassen sich nicht nur an theoretischen Überlegungen festmachen – die Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache. Europäische Cloud- und Infrastrukturanbieter verzeichnen seit Anfang 2025 ein beispielloses Wachstum, das in seiner Dynamik selbst optimistische Branchenexperten überrascht. Nextcloud, einer der bekanntesten deutschen Cloud-Anbieter, erlebt einen regelrechten Ansturm im Zuge des “Trump-Effekts”. “Aktuell gibt es dreimal so viele Anfragen wie sonst”, berichtet Nextcloud-CEO Frank Karlitschek. Das Unternehmen, das eine Open-Source-Alternative zu Diensten wie Dropbox oder Google Drive anbietet, hat alle Hände voll zu tun, um mit der steigenden Nachfrage Schritt zu halten. Die Kombination aus Datensicherheit, Transparenz durch Open-Source und der Möglichkeit, die Software als Private Cloud auf eigenen Servern zu betreiben, trifft offenbar den Nerv der Zeit.

Was Nextcloud besonders auszeichnet, ist die vollständige DSGVO-Konformität der Lösung. Im Gegensatz zu amerikanischen Cloud-Diensten, die oft komplexe rechtliche Konstrukte benötigen, um die europäischen Datenschutzanforderungen zu erfüllen, wurde Nextcloud von Grund auf unter Berücksichtigung der DSGVO entwickelt. Die Software kann entweder als Private Cloud im eigenen Rechenzentrum oder bei einem europäischen Hosting-Anbieter betrieben werden, was maximale Kontrolle über die Daten gewährleistet.

Noch beeindruckender sind die Zahlen, die Raymond Alves vom europäischen Kartendienst Digital Earth präsentiert. In nur sechs Wochen konnte sein Unternehmen einen Zuwachs von 250 Prozent bei den Nutzerzahlen verzeichnen. Alves war es auch, der den Begriff “Trump-Effekt” für diesen Trend prägte. Obwohl er die konkreten absoluten Zahlen nicht nennt, deutet die prozentuale Steigerung auf ein explosionsartiges Wachstum hin.

Der deutsche Cloud-Anbieter OpenCloud berichtet von einem Anstieg der Nutzerzahlen um 62 Prozent seit Anfang des Jahres. Gründer Peer Heinlein spricht von einem “regelrechten Ansturm”, der sein Team vor große Herausforderungen stellt. Die plötzliche Skalierung der Infrastruktur und die Bewältigung des Kundenandrangs erfordern erhebliche Ressourcen und eine schnelle Anpassungsfähigkeit.

Besonders interessant ist die Entwicklung in der Schweiz, die traditionell für ihre Neutralität und strengen Datenschutzgesetze bekannt ist. Der Schweizer Cloud-Anbieter Infomaniak hat seit Trumps Amtseinführung ein Wachstum von über 30 Prozent bei europäischen Kunden verbucht. Noch bemerkenswerter ist jedoch der Anstieg bei US-Nutzern: Hier liegt die Steigerung bei 36,6 Prozent im Vergleich zu den Vormonaten. Dies zeigt, dass der “Trump-Effekt” nicht nur europäische Unternehmen und Nutzer betrifft, sondern auch in den USA selbst zu einer Neuorientierung führt.

Auch Anbieter spezialisierter Dienste profitieren von dieser Entwicklung. Die Schweizer Suchmaschine Swisscows verzeichnet 20 Prozent mehr Suchanfragen als im Vorjahr. CEO Andreas Wiebe berichtet: “Das Interesse an unserem Ökosystem hat massiv zugenommen.” Bei einigen Produkten wie dem Messenger Teleguard oder E-Mail-Diensten sei das Wachstum sogar noch stärker. Ähnliches berichtet der Schweizer Messenger-Dienst Threema, der als sichere Alternative zu WhatsApp und anderen US-Diensten positioniert ist.

Bemerkenswert ist auch, welche Kundengruppen besonders stark auf europäische Anbieter umsteigen. Neben den zu erwartenden mittelständischen Unternehmen und datenschutzsensiblen Branchen wie dem Gesundheitswesen gibt es zwei überraschende Entwicklungen: Zum einen berichten europäische Anbieter von einem deutlichen Anstieg der Anfragen aus der Sicherheits- und Rüstungsindustrie. Von Ionos war zu hören, dass “die unsichere politische Lage” in den USA zu erhöhter Nachfrage auch aus diesem sensiblen Bereich führt. Zum anderen ist der Anstieg bei Privatnutzern beachtlich. Während diese Gruppe traditionell weniger Wert auf Datenschutz legt und die Bequemlichkeit kostenloser Dienste schätzt, scheint hier ein Umdenken stattzufinden. Julia Weiss vom Schweizer Messenger-Dienst Threema erklärt diesen Trend: “Wenn auf Social Media zur Abkehr von Big Tech und zur Nutzung von Diensten wie Threema aufgerufen wird, ist damit bestimmt auch ein politisches Statement verbunden.” Die Migrationsbewegung zu europäischen Cloud-Diensten ist jedoch nicht gleichmäßig über alle Branchen und Unternehmensgrößen verteilt. Besonders aktiv sind mittelständische Unternehmen, die einerseits über die notwendigen Ressourcen für einen Wechsel verfügen, andererseits aber flexibler agieren können als Großkonzerne mit komplexen IT-Strukturen. Auch öffentliche Verwaltungen und Bildungseinrichtungen zeigen verstärktes Interesse an europäischen Alternativen, wobei hier oft rechtliche Vorgaben und das Streben nach digitaler Souveränität die treibenden Faktoren sind.

Ein mittelständisches Maschinenbauunternehmen aus Baden-Württemberg stellte beispielsweise innerhalb von drei Monaten seine gesamte Cloud-Infrastruktur von Microsoft 365 auf eine Private Cloud-Lösung mit Nextcloud und Open-Xchange um. Nach anfänglichen Umstellungsschwierigkeiten berichten die Verantwortlichen nun von einer höheren Zufriedenheit der Mitarbeiter, geringeren Gesamtkosten und vor allem von der Gewissheit, alle Anforderungen der DSGVO zu erfüllen. Dieses Beispiel zeigt, dass der Wechsel zu einer europäischen Private Cloud-Lösung wie Nextcloud nicht nur eine Reaktion auf geopolitische Unsicherheiten ist, sondern auch handfeste wirtschaftliche und strategische Vorteile bieten kann.

5. Private Cloud vs. Public Cloud: Die Stärken europäischer Datenschutz-Lösungen

In einer Welt, in der die digitale Infrastruktur zunehmend zum Spiegelbild geopolitischer Spannungen wird, können europäische Cloud-Anbieter mit spezifischen Stärken punkten, die sie von ihren amerikanischen Konkurrenten unterscheiden. Diese Alleinstellungsmerkmale gewinnen im Kontext des “Trump-Effekts” besondere Bedeutung und entwickeln sich von Nischenvorteilen zu entscheidenden Wettbewerbsfaktoren.

Der Datenschutz steht dabei an erster Stelle. Europäische Anbieter operieren unter dem strengen Regelwerk der DSGVO und haben ihre Geschäftsmodelle von Grund auf darauf ausgerichtet. Anders als viele US-Unternehmen, die ihre Dienste nachträglich an europäische Datenschutzstandards anpassen mussten, ist der Datenschutz bei europäischen Anbietern keine lästige Pflicht, sondern Teil der Unternehmens-DNA. Dies spiegelt sich in technischen Lösungen wie Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, Zero-Knowledge-Architekturen und transparenten Datenverarbeitungsprozessen wider.

Die Private Cloud-Lösung von Nextcloud bietet gegenüber Public Cloud-Diensten entscheidende Vorteile in Bezug auf Datenschutz und Compliance. Bei einer Private Cloud behält das Unternehmen die volle Kontrolle über seine Daten und kann sicherstellen, dass diese ausschließlich nach europäischem Recht verarbeitet werden. Dies ist besonders wichtig für Organisationen, die mit sensiblen Daten arbeiten oder strengen regulatorischen Anforderungen unterliegen, wie etwa im Gesundheitswesen, im Finanzsektor oder im öffentlichen Dienst. Andy Yen, CEO des Schweizer Anbieters Proton, der verschlüsselte E-Mail- und Cloud-Dienste anbietet, erklärt: “Wir sehen in den USA mehr Menschen, die besorgt sind über die zunehmende Menge an Nutzerdaten, die Unternehmen wie Google, Apple und Meta mit der Regierung teilen.” Ein von Proton veröffentlichter Bericht zeigt, dass die genannten Tech-Firmen in den letzten Jahren Daten von Millionen Benutzerkonten an Behörden übermittelt haben – eine Zahl, die seit 2014 um mehr als 600 Prozent gestiegen ist. Europäische Anbieter können hier mit einem klaren Versprechen punkten: Die Daten bleiben in Europa und unterliegen ausschließlich europäischem Recht.

Ein weiterer entscheidender Vorteil ist die Neutralität und Unabhängigkeit europäischer Anbieter. In einer Zeit zunehmender politischer Polarisierung wird dies besonders von US-Nutzern geschätzt. Bei Swisscows stellt man fest, dass vor allem amerikanische Nutzer nach neutralen Suchergebnissen suchen, “da ihnen die Unabhängigkeit und Objektivität der Suchergebnisse besonders wichtig ist”. Die politische Neutralität der Schweiz wird hier zum Verkaufsargument – ein Aspekt, der vor einigen Jahren noch kaum eine Rolle gespielt hätte. Auch in technologischer Hinsicht haben europäische Anbieter aufgeholt. Während sie lange Zeit als weniger innovativ galten, haben viele europäische Unternehmen in den letzten Jahren beachtliche Fortschritte erzielt. Nextcloud beispielsweise bietet mittlerweile ein umfassendes Ökosystem aus Cloud-Speicher, Kollaborationstools und Office-Anwendungen, das in vielen Bereichen mit Microsoft 365 oder Google Workspace mithalten kann. Die Integration von KI-Funktionen, die vollständig auf europäischen Servern laufen, zeigt, dass europäische Anbieter auch bei aktuellen Technologietrends nicht zurückstehen müssen.

Ein oft unterschätzter Vorteil europäischer Cloud-Anbieter liegt in ihrer Spezialisierung und ihren Nischenangeboten. Während die großen US-Plattformen versuchen, möglichst viele Dienste unter einem Dach zu vereinen, konzentrieren sich viele europäische Unternehmen auf spezifische Anwendungsbereiche und Zielgruppen. Der Schweizer Messenger Threema beispielsweise hat sich vollständig auf sichere Kommunikation spezialisiert und bietet Funktionen, die bei größeren Konkurrenten fehlen – etwa die Möglichkeit, den Dienst ohne Angabe einer Telefonnummer oder E-Mail-Adresse zu nutzen.

Die Compliance mit europäischen Regularien ist ein weiterer Trumpf, den europäische Anbieter ausspielen können. Für Unternehmen und Organisationen, die unter die DSGVO fallen, bedeutet die Nutzung europäischer Cloud-Dienste eine erhebliche Vereinfachung der Compliance-Anforderungen. Die rechtlichen “Verrenkungen”, die laut c’t-Magazin nötig sind, um US-Dienste DSGVO-konform einzusetzen, entfallen bei europäischen Anbietern weitgehend. Dies spart nicht nur Zeit und Ressourcen, sondern minimiert auch rechtliche Risiken.

Nicht zuletzt profitieren europäische Cloud-Anbieter von einem wachsenden Bewusstsein für die Bedeutung digitaler Souveränität. Die Abhängigkeit von außereuropäischen Technologieanbietern wird zunehmend als strategisches Risiko wahrgenommen – nicht nur von Regierungen und Behörden, sondern auch von Unternehmen und sogar Privatpersonen. Europäische Anbieter können hier mit dem Versprechen punkten, zur digitalen Souveränität Europas beizutragen und eine Alternative zur Dominanz der US-Giganten zu bieten.

Diese Stärken europäischer Cloud-Anbieter sind nicht neu – neu ist jedoch ihre strategische Bedeutung im Kontext des “Trump-Effekts”. Was früher als Nischenvorteile für besonders datenschutzsensible Anwender galt, entwickelt sich nun zu entscheidenden Wettbewerbsfaktoren in einem zunehmend fragmentierten globalen Technologiemarkt. Die Frage ist nicht mehr, ob europäische Anbieter mit ihren amerikanischen Konkurrenten mithalten können, sondern ob sie die aktuelle Situation nutzen können, um ihre Marktposition nachhaltig zu stärken.

6. Herausforderungen für Nextcloud und andere europäische Cloud-Anbieter

Trotz des aktuellen Aufschwungs und der vielversprechenden Wachstumszahlen stehen Nextcloud und andere europäische Cloud-Anbieter vor erheblichen Herausforderungen, die sie bewältigen müssen, um ihren momentanen Vorteil in langfristigen Erfolg umzumünzen. Der “Trump-Effekt” allein reicht nicht aus, um die strukturellen Nachteile gegenüber den etablierten US-Giganten vollständig auszugleichen.

Ein zentrales Problem ist der nach wie vor bestehende technologische Rückstand in einigen Bereichen. Während europäische Anbieter bei Basisdiensten wie Cloud-Speicher, E-Mail oder Messaging durchaus konkurrenzfähig sind, fehlt es oft an fortschrittlichen Funktionen wie umfassenden KI-Integrationen, leistungsfähigen Analysetools oder spezialisierten Branchenlösungen. Die enormen Forschungs- und Entwicklungsbudgets der US-Technologiekonzerne – Amazon, Microsoft und Google investieren jeweils zweistellige Milliardenbeträge pro Jahr in F&E – sind für die meisten europäischen Anbieter unerreichbar. Diese Lücke macht sich besonders bei komplexen Unternehmensanwendungen bemerkbar. Ein IT-Leiter eines mittelständischen deutschen Unternehmens berichtet im Gespräch mit WinFuture: “Wir würden gerne komplett auf europäische Anbieter umsteigen, aber bei speziellen Anforderungen wie Machine Learning oder Big-Data-Analysen kommen wir an den US-Anbietern noch nicht vorbei.” Diese Erfahrung ist kein Einzelfall – viele Unternehmen, die den Wechsel zu DSGVO-konformen Private Cloud-Lösungen wagen, müssen Kompromisse eingehen oder auf Hybrid-Lösungen setzen.

Ein weiteres Hindernis ist die oft geringere Benutzerfreundlichkeit europäischer Dienste. Die WinFuture-Analyse spricht von “fehlenden Funktionen oder gewöhnungsbedürftiger Bedienung” bei heimischen Lösungen. Während US-Unternehmen mit ihren enormen Nutzerzahlen kontinuierlich Feedback sammeln und ihre Benutzeroberflächen optimieren können, fehlen vielen europäischen Anbietern diese Ressourcen. Der Schweizer IT-Experte Bert Hubert bringt es auf den Punkt: “Die einfachen Internetnutzer wollen ein Möbel, nicht das Holz zum Selberbauen.” Mit anderen Worten: Technische Überlegenheit bei Datenschutz und Sicherheit reicht nicht aus, wenn die Nutzererfahrung zu wünschen übrig lässt.

Die plötzliche Wachstumswelle stellt europäische Cloud-Anbieter zudem vor erhebliche Skalierungsprobleme. Peer Heinlein von OpenCloud spricht von einem “regelrechten Ansturm”, der sein Team vor große Herausforderungen stellt. Die Infrastruktur schnell genug auszubauen, neue Mitarbeiter einzustellen und einzuarbeiten, Support-Anfragen zu bewältigen und gleichzeitig die Servicequalität aufrechtzuerhalten – all das erfordert erhebliche Ressourcen und Managementkapazitäten. Nicht alle Anbieter werden diesen Stresstest bestehen. Der Wettbewerb mit den etablierten US-Giganten bleibt trotz des “Trump-Effekts” eine Herkulesaufgabe. Amazon Web Services, Microsoft Azure und Google Cloud verfügen nicht nur über nahezu unbegrenzte finanzielle Mittel, sondern auch über ein globales Netzwerk aus Rechenzentren, etablierte Partnerschaften mit Softwareanbietern und tiefe Integration in bestehende IT-Landschaften. Sie werden ihre dominante Marktposition nicht kampflos aufgeben und können bei Bedarf aggressive Preis- und Marketingstrategien fahren, um Kunden zu halten oder zurückzugewinnen.

Ein oft unterschätztes Problem ist die Fragmentierung des europäischen Marktes. Anders als in den USA, wo ein einheitlicher Markt mit einer Sprache und einem Rechtssystem existiert, müssen europäische Anbieter mit unterschiedlichen Sprachen, Kulturen und teilweise auch rechtlichen Rahmenbedingungen umgehen. Diese Fragmentierung erschwert Skaleneffekte und führt zu einer Zersplitterung der Ressourcen. Während es in den USA wenige dominante Anbieter gibt, die den gesamten Markt bedienen, existieren in Europa zahlreiche kleinere Anbieter mit regionaler Ausrichtung.

Der Draghi-Report, der Ende 2024 veröffentlicht wurde, unterstreicht diese strukturelle Schwäche: Von den führenden 50 Tech-Unternehmen weltweit stammen lediglich vier aus Europa. Diese Unterrepräsentation im globalen Tech-Sektor spiegelt sich auch in der Cloud-Branche wider. Ohne koordinierte europäische Anstrengungen wird es schwierig, diese Lücke zu schließen und mit den US-Giganten auf Augenhöhe zu konkurrieren. Nicht zuletzt stehen europäische Cloud-Anbieter wie Nextcloud vor der Herausforderung, den aktuellen Momentum zu nutzen, um nachhaltige Geschäftsmodelle zu etablieren. Der “Trump-Effekt” mag kurzfristig für Wachstum sorgen, doch langfristiger Erfolg erfordert mehr als nur geopolitische Unsicherheiten als Treiber. Europäische Anbieter müssen überzeugende Wertversprechen entwickeln, die auch dann noch relevant sind, wenn sich die politische Lage wieder beruhigt.

Diese Herausforderungen sind beträchtlich, aber nicht unüberwindbar. Der aktuelle Aufschwung bietet europäischen Cloud-Anbietern ein Zeitfenster, um ihre Position zu stärken, in Technologie und Benutzerfreundlichkeit zu investieren und nachhaltige Wettbewerbsvorteile aufzubauen. Ob sie diese Chance nutzen können, wird nicht nur von ihren eigenen Anstrengungen abhängen, sondern auch von der Unterstützung durch Politik, Wirtschaft und Nutzer, die bereit sind, europäische Alternativen zu fördern und zu nutzen.

7. Die Zukunft des europäischen Cloud-Marktes: DSGVO als globaler Standard?

Der durch den “Trump-Effekt” ausgelöste Aufschwung europäischer Cloud-Anbieter wirft eine zentrale Frage auf: Handelt es sich um ein vorübergehendes Phänomen oder den Beginn einer nachhaltigen Veränderung der digitalen Landschaft? Die Antwort darauf wird nicht nur von geopolitischen Entwicklungen abhängen, sondern auch von der Fähigkeit europäischer Anbieter, ihre momentane Chance zu nutzen, sowie von politischen Weichenstellungen in Europa. Die Prognosen der Branchenexperten für die weitere Entwicklung des “Trump-Effekts” fallen überwiegend optimistisch aus. Andreas Wiebe, CEO von Swisscows, ist überzeugt: “Wir sind ziemlich sicher, dass sich der Trend weiter in diese Richtung entwickeln wird. Wir schätzen sogar, dass dieser Trend sich mindestens für die nächsten drei Jahre halten wird.” Ähnlich klingt es bei Proton: “Alles, was wir sehen, deutet darauf hin, dass dieser Trend anhalten wird”, so CEO Andy Yen. Bei Infomaniak spricht man gar von einem “stark wachsenden Bewusstsein – und das ist erst der Anfang”.

Diese Einschätzungen werden durch mehrere langfristige Trends gestützt, die unabhängig von der aktuellen politischen Situation wirken. Zum einen wächst das Bewusstsein für Datenschutz und digitale Souveränität kontinuierlich – nicht nur bei Unternehmen und Behörden, sondern zunehmend auch bei Privatpersonen. Die zahlreichen Datenskandale der vergangenen Jahre, von Cambridge Analytica bis hin zu den jüngsten Enthüllungen über den massiven Anstieg behördlicher Datenanfragen bei US-Unternehmen, haben das Vertrauen in die großen Tech-Konzerne nachhaltig erschüttert.

Zum anderen zeichnet sich eine grundlegende Veränderung in der globalen Technologielandschaft ab: die Fragmentierung des bisher weitgehend einheitlichen digitalen Raums entlang geopolitischer Grenzen. Was als “Splinternet” oder “technologischer Kalter Krieg” bezeichnet wird, könnte zur neuen Normalität werden – mit separaten digitalen Ökosystemen in den USA, China und möglicherweise Europa. In diesem Szenario würden europäische Cloud-Anbieter eine Schlüsselrolle spielen, da sie die digitale Infrastruktur für den europäischen Raum bereitstellen würden.

Die politischen und rechtlichen Entwicklungen werden dabei eine entscheidende Rolle spielen. Das Schicksal des Transatlantic Data Privacy Framework (DPF) zwischen der EU und den USA ist hier von besonderer Bedeutung. Sollte dieses Abkommen scheitern – und nach der Entlassung mehrerer Mitglieder des zuständigen Kontrollgremiums durch Präsident Trump ist dies ein realistisches Szenario – wäre der Datentransfer in US-Clouds rechtlich höchst problematisch. Der österreichische Datenschutzaktivist Max Schrems warnt: “Wenn das passiert – und die Chance dafür ist hoch –, ist es in der EU illegal, Daten in eine US-Cloud zu geben.” Eine solche Entwicklung würde europäische Unternehmen und Organisationen praktisch zwingen, auf lokale Anbieter wie Nextcloud umzusteigen. Aber auch ohne dieses Extremszenario könnten neue EU-Regularien den Markt zugunsten europäischer Anbieter verschieben. Die geplante Überarbeitung der NIS-Richtlinie (Netzwerk- und Informationssicherheit) sowie die fortschreitende Implementierung der DSGVO schaffen ein Umfeld, das europäische Lösungen begünstigt.

Für eine nachhaltige Stärkung des europäischen Tech-Ökosystems reichen rechtliche Rahmenbedingungen allein jedoch nicht aus. Andy Yen von Proton fordert konkrete Maßnahmen: “Etwa durch Vorgaben für öffentliche Beschaffung, europäisch zu kaufen, dann hätte eine europäische Tech-Industrie die Chance, zu wachsen und effektiv mit den Amerikanern und Chinesen zu konkurrieren. Wenn nicht, werden wir auf Jahre hinaus digitale Kolonien der USA bleiben.” Diese Warnung vor digitaler Kolonisierung findet zunehmend Gehör in europäischen Politik- und Wirtschaftskreisen.

Eine besondere Rolle in der Zukunft des europäischen Cloud-Marktes könnten Open-Source-Lösungen wie Nextcloud spielen. Das Bundesland Schleswig-Holstein zeigt mit seinem Ansatz, auf digitale Souveränität mit offener Software statt US-Diensten zu setzen, einen möglichen Weg auf. Open-Source-Software bietet mehrere Vorteile: Sie kann von der Community auf Sicherheitslücken überprüft werden, ermöglicht Anpassungen an spezifische Bedürfnisse und verhindert Abhängigkeiten von einzelnen Anbietern (Vendor Lock-in). Europäische Anbieter wie Nextcloud, die auf Open-Source-Modellen basieren, könnten hier besonders profitieren. Die Zukunft des Cloud-Marktes in Europa wird auch davon abhängen, inwieweit es gelingt, die Fragmentierung des europäischen Marktes zu überwinden und paneuropäische Champions aufzubauen, die mit den US-Giganten konkurrieren können. Der Draghi-Report, der Ende 2024 veröffentlicht wurde, fordert explizit Maßnahmen zur Förderung von Innovation und zur Stärkung des europäischen Tech-Sektors. Die ernüchternde Bilanz des Reports – von den führenden 50 Tech-Unternehmen weltweit stammen lediglich vier aus Europa – zeigt den enormen Aufholbedarf.

Trotz aller Herausforderungen bietet die aktuelle Situation eine historische Chance für Europa, seine digitale Souveränität zu stärken und eine eigenständige Position im globalen Technologiemarkt zu etablieren. Der “Trump-Effekt” mag der Auslöser sein, doch die langfristigen Perspektiven hängen davon ab, ob Europa diese Gelegenheit nutzen kann, um nachhaltige Strukturen aufzubauen. Wie Andreas Wiebe von Swisscows betont: “Wichtig ist, dass die lokale Wirtschaft und Europa eigene Tech-Firmen wertschätzen. Europa hat eigene Helden offen gesagt vergessen.”

8. Implementierung DSGVO-konformer Cloud-Lösungen: Praxistipps für Unternehmen

Der “Trump-Effekt” und die damit verbundene Neuausrichtung des Cloud-Marktes stellen Unternehmen und Organisationen vor wichtige strategische Entscheidungen. Wer über einen Wechsel zu europäischen Cloud-Anbietern nachdenkt, sollte diesen Prozess strukturiert angehen und verschiedene Faktoren berücksichtigen. Die folgenden Handlungsempfehlungen bieten eine Orientierungshilfe für die Implementierung DSGVO-konformer Cloud-Lösungen wie Nextcloud oder andere Private Cloud-Dienste.

Bei der Auswahl eines europäischen Cloud-Anbieters sollten mehrere Kriterien berücksichtigt werden, die über den bloßen Standort der Server hinausgehen. Zunächst ist die rechtliche Struktur des Anbieters entscheidend: Handelt es sich um ein vollständig europäisches Unternehmen, oder könnte es durch Muttergesellschaften oder Investoren dennoch US-amerikanischen Gesetzen wie dem CLOUD Act unterliegen? Die Eigentumsverhältnisse und Unternehmensstruktur sollten daher genau geprüft werden, um eine wirklich DSGVO-konforme Cloud-Lösung zu gewährleisten. Die technische Leistungsfähigkeit ist ein weiteres zentrales Kriterium. Kann der europäische Anbieter alle benötigten Funktionen und Dienste in vergleichbarer Qualität bereitstellen? Nextcloud beispielsweise bietet mittlerweile ein umfassendes Ökosystem aus Cloud-Speicher, Kollaborationstools und Office-Anwendungen, das in vielen Bereichen mit Microsoft 365 oder Google Workspace mithalten kann. Bei der Entscheidung für eine Private Cloud-Lösung sollten Unternehmen prüfen, ob alle benötigten Funktionen verfügbar sind oder ob gegebenenfalls Kompromisse eingegangen werden müssen.

Auch die Datenschutz- und Sicherheitsstandards verdienen besondere Aufmerksamkeit. Zwar operieren europäische Anbieter unter der DSGVO, doch die konkrete Umsetzung kann erheblich variieren. Fragen nach Verschlüsselungsmethoden, Zugriffskontrollen, Zertifizierungen und Compliance-Nachweisen sollten gestellt werden. Besonders sensible Daten erfordern möglicherweise zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen wie Ende-zu-Ende-Verschlüsselung oder Zero-Knowledge-Architekturen, die von vielen europäischen Private Cloud-Anbietern angeboten werden.

Die Migration zu einer DSGVO-konformen Cloud-Lösung wie Nextcloud ist ein komplexes Unterfangen, das sorgfältige Planung erfordert. Eine schrittweise Migration ist in den meisten Fällen ratsam, beginnend mit weniger kritischen Anwendungen und Daten. Dies ermöglicht es, Erfahrungen zu sammeln und potenzielle Probleme zu identifizieren, bevor geschäftskritische Systeme umgestellt werden. Die Migration sollte zudem außerhalb von Spitzenzeiten oder kritischen Geschäftsperioden erfolgen, um Störungen zu minimieren.

Eine gründliche Schulung der Mitarbeiter ist ebenfalls entscheidend für den Erfolg der Migration. Neue Benutzeroberflächen, veränderte Arbeitsabläufe und andere Funktionalitäten können anfänglich zu Produktivitätseinbußen führen. Durch gezielte Schulungen und die Bereitstellung von Supportmaterialien kann dieser Übergang erleichtert werden. Zudem sollte ein dediziertes Team für die Betreuung der Migration und die Unterstützung der Nutzer eingerichtet werden. Für viele Organisationen könnte ein Hybrid-Cloud-Ansatz – etwa mit Managed Nextcloud Business – die pragmatischste Lösung darstellen. Dabei werden besonders sensible oder regulierte Daten und Anwendungen zu europäischen Private Cloud-Anbietern wie Nextcloud migriert, während andere Dienste weiterhin bei US-Anbietern verbleiben können. Dieser Ansatz ermöglicht eine Balance zwischen Datenschutz, DSGVO-Compliance und funktionalen Bedürfnissen. Er reduziert zudem die Komplexität und die Risiken einer vollständigen Migration. Das Risikomanagement sollte bei der Cloud-Strategie eine zentrale Rolle spielen. Neben den offensichtlichen Datenschutz- und Compliance-Risiken sollten auch betriebliche Risiken wie Serviceausfälle, Leistungsengpässe oder sogar die Insolvenz des Anbieters berücksichtigt werden. Europäische Cloud-Anbieter sind oft kleiner und verfügen über weniger Ressourcen als die US-Giganten, was ihre langfristige Stabilität beeinflussen kann. Verträge sollten daher Exit-Strategien und Datenmigrationspfade für den Notfall vorsehen.

Langfristig sollten Unternehmen und Organisationen eine Strategie für digitale Souveränität entwickeln, die über die bloße Wahl des Cloud-Anbieters hinausgeht. Dies kann die Verwendung offener Standards und Formate umfassen, um Vendor Lock-in zu vermeiden, sowie die Förderung von Kompetenzen im Bereich Cloud-Computing innerhalb der eigenen Organisation. Auch die aktive Beteiligung an europäischen Initiativen wie GAIA-X kann Teil einer solchen Strategie sein, um langfristig DSGVO-konforme Cloud-Infrastrukturen zu fördern.

Nicht zuletzt sollte die Entscheidung für europäische Cloud-Anbieter auch als strategische Investition in die digitale Zukunft Europas verstanden werden. Wie Andy Yen von Proton betont: “Zurzeit sind wir als Kontinent auf US-Technologie angewiesen, obwohl hier genug Talent und Expertise vorhanden wären, damit wir auf eigenen Beinen stehen können.” Durch die bewusste Entscheidung für europäische Anbieter tragen Unternehmen und Organisationen zur Stärkung des europäischen Tech-Ökosystems bei und investieren letztlich in ihre eigene digitale Souveränität.

Die Umstellung auf europäische Cloud-Dienste ist kein einfacher Prozess und erfordert sorgfältige Planung, Ressourcen und möglicherweise auch Kompromisse. Doch angesichts der geopolitischen Unsicherheiten und der wachsenden Bedeutung digitaler Souveränität könnte sie sich als weitsichtige Entscheidung erweisen, die langfristige strategische Vorteile bietet.

9. Fazit: Warum Private Cloud und Nextcloud die Zukunft der sicheren Datenspeicherung sind

Der “Trump-Effekt” hat eine bemerkenswerte Dynamik im europäischen Cloud-Markt ausgelöst. Was als unbeabsichtigte Konsequenz der isolationistischen Wirtschaftspolitik des US-Präsidenten Donald Trump begann, könnte sich zu einem Wendepunkt in der digitalen Landschaft Europas entwickeln. Die beeindruckenden Wachstumszahlen europäischer Cloud-Anbieter – von der Verdreifachung der Anfragen bei Nextcloud bis zum 250-prozentigen Nutzerzuwachs bei Digital Earth – zeugen von einer tiefgreifenden Veränderung im Markt für DSGVO-konforme Cloud-Lösungen.

Diese Entwicklung ist mehr als nur eine kurzfristige Reaktion auf geopolitische Spannungen. Sie spiegelt ein wachsendes Bewusstsein für die Bedeutung von Datenschutz und digitaler Souveränität wider. Die Sorge vor Wirtschaftsspionage, die Angst vor Daten als “Faustpfand” in internationalen Konflikten und die unsichere Zukunft des transatlantischen Datenschutzabkommens haben Unternehmen, Behörden und sogar Privatpersonen dazu veranlasst, ihre digitale Abhängigkeit von US-Diensten kritisch zu hinterfragen und vermehrt auf Private Cloud-Lösungen zu setzen.

Europäische Cloud-Anbieter wie Nextcloud haben in dieser Situation ihre spezifischen Stärken ausspielen können. Ihr Fokus auf Datenschutz, ihre vollständige DSGVO-Konformität sowie ihre Neutralität und Unabhängigkeit erweisen sich zunehmend als entscheidende Wettbewerbsvorteile. Gleichzeitig stehen sie vor erheblichen Herausforderungen: technologische Rückstände in einigen Bereichen, geringere Benutzerfreundlichkeit, Skalierungsprobleme und die Fragmentierung des europäischen Marktes. Doch der aktuelle Aufschwung bietet die Chance, diese Herausforderungen zu überwinden und nachhaltige Strukturen aufzubauen. Der “Trump-Effekt” kann als Katalysator für einen längst überfälligen Wandel betrachtet werden. Die digitale Abhängigkeit Europas von US-Technologieunternehmen wurde jahrelang als gegeben hingenommen, obwohl die damit verbundenen Risiken bekannt waren. Erst die aktuelle geopolitische Situation hat die notwendige Dringlichkeit geschaffen, um das Thema DSGVO-konforme Cloud-Lösungen auf die Agenda von Unternehmen, Organisationen und politischen Entscheidungsträgern zu setzen.

Die Zukunft des europäischen Cloud-Marktes wird von mehreren Faktoren abhängen: von der Fähigkeit europäischer Anbieter wie Nextcloud, ihre momentane Chance zu nutzen und in Technologie und Benutzerfreundlichkeit zu investieren; von politischen Entscheidungen zur Förderung digitaler Souveränität; und nicht zuletzt von der Bereitschaft von Unternehmen und Nutzern, europäische Private Cloud-Alternativen zu unterstützen, auch wenn dies kurzfristig mit Umstellungsaufwand verbunden ist.

Die Warnung von Andy Yen, CEO von Proton, sollte als Weckruf verstanden werden: “Wenn wir nicht handeln, bleiben wir auf Jahre hinaus digitale Kolonien der USA.” Diese digitale Kolonisierung ist keine abstrakte Gefahr, sondern eine reale Bedrohung für die wirtschaftliche und politische Selbstbestimmung Europas in einer zunehmend digitalisierten Welt, in der DSGVO-konforme Datenverarbeitung zum entscheidenden Wettbewerbsfaktor wird.

In diesem Sinne ist der aktuelle Aufschwung europäischer Cloud-Anbieter mehr als nur ein vorübergehendes Phänomen – er könnte der Beginn einer fundamentalen Neuordnung des digitalen Raums sein, in der Europa nicht länger nur Konsument, sondern auch Gestalter seiner digitalen Zukunft ist. Nextcloud und andere Private Cloud-Lösungen spielen dabei eine Schlüsselrolle als Garanten für Datenschutz, DSGVO-Konformität und digitale Souveränität in einer zunehmend unsicheren geopolitischen Landschaft.

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16.04.2025